Noch nie war das Thema Impfen so präsent wie im Jahr 2021. Sehnsüchtig wurde der Impfstoff gegen das Coronavirus, auch bekannt als SARS-CoV-2, erwartet. Infolge einer Corona-Infektion kann es bei Betroffenen zu der Infektionskrankheit COVID-19 kommen, die gerade bei vorbelasteten Menschen nicht selten einen sehr schweren Verlauf nimmt.
Nun ist der erste Impfstoff gegen das Coronavirus der Firma BioNTech auch in Europa zugelassen.
Mich hat mehrfach die Frage erreicht “Darf ich mich bei einer autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen wie Morbus Basedow oder Hashimoto impfen lassen?”. In diesem Artikel trage ich einige Informationen zu diesem Thema zusammen, erkläre die Wirkungsweise des neuen Impfstoffs und gehe auf die möglichen Zusammenhänge zwischen Impfungen und Autoimmunerkrankungen ein.
Das Dilemma bei Autoimmunerkrankungen und Impfungen
Bei Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow und Hashimoto besteht häufig ein Dilemma. Denn das Immunsystem ist bei diesen Krankheiten nicht wie oft angenommen “zu stark”, sondern es ist fehlgeleitet. Dadurch besteht bei vielen Autoimmunerkrankungen eine höhere Anfälligkeit für Infektionen, weshalb Patienten besonders von einer Schutzimpfung gegen gefährliche Krankheitserreger profitieren.
Das Dilemma besteht darin, dass die Wirkung einer Impfung auf ein intaktes Immunsystem angewiesen ist. Zellen des Immunsystems müssen als Reaktion auf die Impfung Antikörper produzieren, die später vor einer Infektion beispielsweise mit dem Corona Virus schützen. Derzeit gibt es schlichtweg noch keine Studien dazu, ob der Corona Virus Impfstoff bei Menschen mit einer Autoimmunerkrankung wie Morbus Basedow und Hashimoto eine geringere Erfolgsrate zeigt. Derzeit gibt der Hersteller an, dass 95 % der geimpften Personen im Anschluss einen Schutz vor Corona bzw. COVID-19 aufweisen. Wie die Zahl bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen aussieht, ist noch unbekannt. Allzu skeptisch sollte man allerdings nicht sein. Bei vielen Impfungen ist der Impfschutz von gesunden Menschen und Menschen mit Autoimmunerkrankungen absolut vergleichbar.
Die Einnahme von Immunsuppressiva und die Bedeutung für Impfungen
Bei vielen Autoimmunerkrankungen kommen sogenannte Immunsuppressiva, wie das Medikament Cortison zum Einsatz. Hierdurch wird das fehlgeleitete Immunsystem unterdrückt, was häufig die Symptome lindert. Auch ich habe nach meiner Radiojodtherapie (eine Therapie zur Entfernung der Schilddrüse) eine hohe Dosis an Cortison erhalten, um das Auftreten einer Endokrinen Orbitopathie zu verhindern. Besonders bei der Krankheit Morbus Basedow kann es im Verlauf der Krankheit zu einem Hervorstechen der Augen kommen, was als sogenannte Endokrine Orbitopathie bezeichnet wird. Dieses Krankheitsbild ist auch heute noch sehr schwer zu behandeln und Cortison ist hier weiterhin das erste Mittel der Wahl.
Immunsuppressiva wie Cortison unterdrücken die Aktivitäten des Immunsystems und damit auch die Reaktion auf Viren, Bakterien oder Impfstoffe. Deswegen gibt das Deutsche-Robert-Koch Institut die Empfehlung raus bei Autoimmunerkrankungen, die mit Immunsuppressiva wie Cortison behandelt werden, keine Lebendimpfungen durchzuführen.
Lebendimpfung bedeutet, dass stark abgeschwächte aber noch lebende Krankheitserreger als Impfstoff verabreicht werden. Bei einem gesunden Menschen werden die abgeschwächten Krankheitserreger sofort bekämpft, sodass diese keine Chance haben sich zu vermehren. Das Immunsystem lernt jedoch durch diesen Kontakt mit dem Erreger, sodass es auch bei einer späteren Infektion mit selben Eindringling schnell reagieren und diesen unschädlich machen kann. Bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen, die zusätzlich mit einem Immunsuppressiva wie Cortison behandelt werden, könne auch die stark abgeschwächten Krankheitserreger einer Lebendimpfung starke Krankheitssymptome hervorrufen. Das Immunsystem ist zu schwach um sie zu bekämpfen.
Um welche Art von Impfstoff handelt es sich bei der Corona Impfung?
Der Corona bzw. COVID-19 Impfstoff ist kein Lebendimpfstoff sondern ein neu entwickelter mRNA-Impfstoff. Ein mRNA-Impfstoff enthält quasi die Bauanleitung für ein kleines Stück des Corona Virus, sodass unser Körper dieses kleine Stück selbst auslesen und nachbauen kann. Dadurch entstehen kleine Eiweißstücke, die aus Sicht unseres Körpers dem Virus so stark ähneln, dass sie eine Immunantwort auslösen. Der Körper bildet Antikörper gegen diese Eiweißstücke, die im Nachgang ausreichen um vor einer “richtigen” Corona Infektion zu schützen.
Durch diese Impfung werden also keine abgeschwächten Corona Viren verabreicht, die bei Menschen mit einem fehlgeleiteten oder unterdrücken Immunsystem eine Vermehrung des Virus ermöglichen könnten.
Daher stellt der Impfstoff nach jetzigem Wissensstand keine besondere Gefahr für Menschen mit Autoimmunerkrankungen dar. Grundsätzlich verbleibt das Risiko, dass Menschen mit einem fehlgeleiteten oder geschwächten Immunsystem nicht genügend Antikörper als Reaktion auf die Impfung produzieren und dadurch der vom Hersteller beschriebene Schutz von 95 % gegen das Corona Virus nicht erreicht werden kann. Allerdings handelt es sich hierbei um theoretisches Wissen. Wie die Praxis aussieht, wissen wir derzeit noch nicht.
Daher solltest du vor der Corona-Impfung unbedingt deinen Arzt kontaktieren. Aufgrund einiger Vorkommnisse wird derzeit von der Corona-Impfung für starke Allergiker abgeraten. Gehörst du zu dieser Gruppe? Dann ist die Rücksprache mit deinem Arzt um so wichtiger.
Wie gehe ich mit der Corona-Impfung um?
Viele meiner Leserinnen haben mir diese Frage gestellt. Daher möchte ich kurz meine persönlichen Gedanken zu diesem Thema teilen. Für mich ist die Corona-Impfung eine Risiko-Nutzen-Abschätzung. Ich bin keine Allergikerin und ich habe zu meiner Morbus Basedow Erkrankung keine weiteren Grunderkrankungen und nehme auch keine Immunsuppressiva. Es gibt auf Basis der derzeit verfügbaren Wissenschaftlichen Studien keinen Grund zur Annahme das Impfungen grundsätzlich Autoimmunerkrankungen hervorrufen oder verschlimmern können. Weltweite Studien zeigen das Auftreten von autoimmunen Reaktionen des Körpers als Folge einer Impfung bei insgesamt 0,01 % der Fälle, auch wenn ein Ausbau von Studien mit dieser Fragestellung auf jeden Fall wünschenswert wäre.
Dennoch gibt es Studien die zeigen, dass die Infektionen mit bestimmten Krankheitserregern Autoimmunerkrankungen wie Morbus Basedow oder Hashimoto hervorrufen können. So wird derzeit z.B. ein starker Zusammenhang zwischen einer Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (dem Auslöser des Pfeifferschen Drüsenfiebers) und dem Auftreten von Hashimoto vermutet. Welche Folgen eine Coronavirus-Infektion mit sich bringt und ob es hier einen Zusammenhang zu Autoimmunerkrankungen gibt, ist derzeit noch völlig unbekannt. Das wird die zukünftige Forschung zeigen. Aber auch ich als “junger Mensch” möchte das Risiko einer Corona Infektion bestmöglich vermeiden.
Außerdem möchte ich so schnell wie möglich “mein altes Leben” zurück. Ausgehen, Freunde treffen, Sport machen und gemütlich und unbeschwert durch die Stadt schlendern. Die soziale Isolation derzeit ist notwendig, aber sorgt auch für eine Einsamkeit der Seele, die bei all den derzeit laufenden Diskussion häufig vergessen wird. Mir fehlen die Umarmungen von Familie und Freunden. Und seelischer Stress ist nachgewiesener Weise ein Faktor für die Entstehung bzw. Verstärkung von Morbus Basedow und Hashimoto. Du möchtest mehr über die seelische Balance bei Morbus Basedow und Hashimoto erfahren? In meinem Buch „Das Endlich-wieder-Ich Konzept“ findest du viele persönliche aber auch wissenschaftliche Inhalte zu diesem Thema.
Bleibt Gesund ihr Lieben.
Eure Nicole von Endlich-wieder-Ich