Bei der Krankheit Hashimoto handelt es sich um eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Schuld an dieser Entzündung sind aber keine Bakterien oder Viren, die von außen in deinen Körper eindringen. Schuld ist dein eigenes Immunsystem.
Wie kann das sein?
Die Hashimoto Thyreoiditis ist eine Autoimmunerkrankung. Autoimmun bedeutet, dass dein Immunsystem die Zellen und Organe des eigenen Körpers angreift.
Das Immunsystem produziert sogenannte Antikörper, die fälschlicherweise dein eigenes Gewebe als fremd erkennen und daran binden. Damit beginnt dein Immunsystem das Gewebe zu bekämpfen.
Bei der Hashimoto Thyreoiditis passiert genau das mit deiner Schilddrüse. Antikörper binden an dein überlebenswichtiges Schilddrüsengewebe, sodass die kampfbereiten Immunzellen deine Schilddrüse immer weiter angreifen.
Die Antikörper, die bei der Krankheit Hashimoto dafür sorgen, dass dein eigenes Gewebe angegriffen wird, heißen Tg-Ak und TPO-AK. Es können sowohl beide, als auch nur einer der beiden Antikörper bei der Erkrankung vorhanden sein.
Was machen diese Antikörper?
Der Tg-Antikörper bindet an ein Protein der Schilddrüse, das für die Bildung von Schilddrüsenhormonen notwendig ist. Dieses Protein nennt man Thyreoglobulin. Es bildet das Grundgerüst der Schilddrüsenhormone.
Durch das Anfügen von 3 oder 4 Jodatomen, entstehen dann in der Schilddrüse die fertigen Schilddrüsenhormone T3 und T4. Wird das Thyreoglobulin durch den Tg-Antikörper zerstört, können keine neuen Schilddrüsenhormone mehr gebildet werden. Die Folge ist eine Schilddrüsenunterfunktion.
Der TPO-Antikörper bindet hingegen an ein Enzym der Schilddrüse, die Schilddrüsenperoxidase. Dieses Enzym ist der Schlüssel für die „Schilddrüsenhormon-Fabrik“. Die Schilddrüsenperoxidase ist dafür verantwortlich, die fehlenden Jodatome an das Protein Thyreoglobulin anzuhängen und damit die Hormone aktiv werden zu lassen.
Wird das Enzym allerdings durch die Bindung der TPO-Antikörper bekämpft, entstehen keine aktiven Schilddrüsenhormone mehr. Wieder ist die Folge eine Schilddrüsenunterfunktion.
Es gibt zwei sehr wichtige Aspekte, die du als Hashimoto-Patient wissen musst:
Hashimoto ist keine Erkrankung der Schilddrüse, es ist eine Erkrankung deines Immunsystems und damit eine Krankheit, die deinen ganzen Körper betrifft. Die Behandlung der Schilddrüse allein kann die Krankheit nicht bekämpfen.
Die Behandlung mit Hormontabletten bildet nur die Basis. Es ist wichtig auch die Faktoren mit einzubeziehen, die dein Immunsystem aus dem Gleichgewicht bringen. Sei es falsche Ernährung, mangelnde Bewegung, Stress oder seelisches Ungleichgewicht.
Hashimoto ist nicht heilbar! Auch wenn du mit Hormonen richtig eingestellt bist und die Blutwerte in Ordnung sind, ist die Krankheit nicht weg. Sie kann jeder Zeit wieder kommen und das bis ins hohe Alter. Aber du kannst selbst durch bewusstes Leben etwas dafür tun, die Krankheit in Schach zu halten. Ich denke, das ist ein wahnsinnig guter Grund, seinen bisherigen Lebensstil noch einmal zu überdenken.
Hashimoto – Ursachen
Die genauen Ursachen sind leider bis heute nicht genau geklärt. Aber wie bei der Krankheit Morbus Basedow kommt auch Hashimoto in manchen Familie gehäuft vor. Die Vererbung der Krankheit spielt also eine entscheidende Rolle.
Aber die erbliche Veranlagung bildet nur die Grundlage für den möglichen Ausbruch der Krankheit. Kommen dann noch Umwelteinflüsse, wie Infektionen, falsche Ernährung oder seelischer Stress hinzu, kann die Krankheit ihren Lauf nehmen.
Frauen sind grundsätzlich anfälliger für die Hashimoto Thyreoiditis. Sagenhafte 90% der Patienten sind weiblich.
Wie kann das sein?
Auch das ist noch nicht ausreichend geklärt. Aber man weiß, dass die Krankheit häufig zum ersten Mal in Zeiten einer hormonellen Umstellung auftritt. Das bedeutet, in Zeiten in denen sich dein gesamtes Hormonsystem auf den Kopf stellt. Für uns Frauen bedeutet das, zu Zeiten der Pubertät, der Schwangerschaft und der Wechseljahre.
Männer hingegen haben nach der Pubertät einen grundsätzlich stabileren Hormonhaushalt. Daher wird vermutet, dass Frauen gerade in diesen Phasen besonders anfällig sind.
Auch das Rauchen ist ein immenser Risikofaktor. Raucher erkranken deutlich häufiger an der Hashimoto Thyreoiditis. Zigaretten enthalten den Stoff Thiozyanat. Dieser Stoff verhindert bei hoher Menge die Aufnahme von Iod in die Schilddrüse. Damit wird die Produktion von Schilddrüsenhormonen verhindert.
Hashimoto – Symptome
Die Symptome der Krankheit Hashimoto Thyreoiditis sind sehr variabel und von Patient zu Patient unterschiedlich. Auch wenn es klassischer Weise zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt, können gerade zu Beginn der Krankheit auch Phasen einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten. Ein Zustand, der als Hashitoxikose bezeichnet wird.
Wie kann es dazu kommen?
Durch den Angriff anderer Antikörper kann es zu Beginn der Erkrankung zu einer Zerstörung von Schilddrüsenzellen und Schilddrüsenfollikeln kommen. Durch diese Zerstörung werden auf einmal die in den Zellen gespeicherten Schilddrüsenhormone massenweise freigesetzt.
Die Behandlung mit Thyreostatikern, wie bei einer Schilddrüsenüberfunktion so üblich, zeigen hier keine Wirkung, da sie nur die Produktion aber nicht die Freisetzung von Schilddrüsenhormonen verhindern.
Als Morbus Basedow-Patientin habe ich Jahre lang mit einer starken Schilddrüsenüberfunktion gelebt und kenne die Symptome nur zu gut. Aber auch hier gilt, die Symptome können bei dir ebenfalls auftreten, müssen aber nicht.
Typische Symptome der Schilddrüsenüberfunktion sind:
- Nervosität und Herzrasen
- Reizbarkeit
- Schlaflosigkeit
- Gewichtsabnahme, obwohl du genug isst
- Durchfall
- Kopfschmerzen
- Schwitzen
- Bluthochdruck
- Veränderungen deiner Periode
- Zu- oder Abnahme deiner Lust auf Sex
Eine ausführliche Tabelle über die möglichen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion findest du hier!
Die Schilddrüsenüberfunktion ist meist nur von kurzer Dauer. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es durch den Angriff der Schilddrüse bei fast allen Patienten zu einer Schilddrüsenunterfunktion. Aber auch hier gilt:
Du und dein Körper sind einzigartig.
Deine Symptome sind ganz anders als hier beschrieben oder als sie in einem Lehrbuch stehen? Dann ist das so! Du bist nicht verrückt und du bildest dir deine Beschwerden auch nicht ein.
Typische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind:
- Müdigkeit und Schlafstörungen
- Lustlosigkeit
- Dich zu konzentrieren fällt dir schwer
- Gewichtszunahme
- Verstopfung
- Veränderungen deiner Periode
- Abnahme deiner Lust auf Sex
- Überall ist dir kalt
- Veränderungen deiner Stimme
- Haarausfall
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Kreislaufprobleme
- Hervortreten der Augen (Endokrine Orbitopathie)
Eine ausführliche Tabelle mit den möglichen Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion findest du hier!
Hashimoto – Diagnose
Die Diagnose ist aus medizinischer Sicht (eigentlich) relativ einfach. Doch leider quälen sich Betroffene zunächst Jahre, bevor endlich die richtige Diagnose gestellt wird.
Auch mir ging es mit meiner Autoimmunerkrankung Morbus Basedow so. Trotz familiärer Vorgeschichte, hat es Jahre gedauert, bis die richtig Diagnose gestellt werden konnte.
Hast du also die Vermutung, dass du unter der Autoimmunerkrankung Hashimoto leiden könntest?
Dann sprich deinen Arzt doch gezielt darauf an. Ärzte sind auch nur Menschen und können nicht immer alle Krankheiten mit in Betracht ziehen. Besonders bei Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse sind die Symptome so komplex, dass nicht immer sofort Rückschluss auf die Krankheit gezogen werden kann.
Aber zurück zur Diagnose.
Wie kann der Arzt eindeutig feststellen, dass du an Hashimoto leidest?
Zunächst wird der Arzt dich genauer ansehen und deine Halsregion abtasten. Eine Vergrößerung der Schilddrüse lässt sich oftmals so schon feststellen. Dazu kommen vermutlich noch Untersuchungen wie Blutdruck- und Pulsmessungen, eventuell ein EKG und eine genauere Betrachtung der Augen.
Wichtig ist natürlich auch eine Untersuchung der Blutwerte. Anders als beim normalen Blutbild, musst du bei dieser Untersuchung nicht nüchtern sein. Dabei solltest du drauf bestehen, dass nicht nur der TSH-Wert bestimmt wird. Auch wenn der TSH-Wert im Normbereich liegt, kann eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse vorliegen.
Bestehe also auf die Untersuchung des TSH, die Werte der freien Schilddrüsenhormone T3 und T4 und die Analyse der Autoantikörper TPO-AK und Tg-AK.
Liegen erhöhte Werte der Autoantikörper TPO-AK und Tg-AK vor, ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto sehr wahrscheinlich. Suche also unbedingt einen Schilddrüsenspezialisten auf, diese Ärzte nennt man Endokrinologen. Hausärzte sind nicht selten mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse überfordert.
Zusätzlich zu der Analyse der Blutwerte kann auch eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse durchgeführt werden. Die sogenannte Sonografie. Mit dieser Methode kann der Arzt die Größe, Lage, Form und Struktur deiner Schilddrüse beurteilen.
Aufgrund der Autoimmunerkrankung können bei einer Ultraschalluntersuchung häufig schon Veränderungen und Schädigungen des Schilddrüsengewebes erkannt werden. Die Untersuchung ist vollkommen schmerzfrei.
Eine dritte Methode um die Schilddrüse genauer zu untersuchen, ist die sogenannte Szintigrafie. Bei diesem Verfahren kann die genaue Aktivität deiner Schilddrüse beurteilt werden. Auch lassen sich sogenannte heiße und kalte Knoten der Schilddrüse sichtbar machen.
Wie funktioniert das?
Du erhältst eine kleine Menge eines radioaktiven Stoffes, der sich für kurze Zeit in deiner Schilddrüse einlagert. Eine besondere Kamera kann die Strahlung dieses Stoffes messen und darstellen. Damit erhält der Arzt eine genaue Aussage darüber, wie aktiv deine Schilddrüse ist, und ob alle Bereiche deiner Schilddrüse sich gleich verhalten.
Hashimoto – Die Therapie
Grundsätzlich wird zunächst die akute Schilddrüsenunterfunktion bei einer Hashimoto Thyreoditis behandelt. Dies geschieht durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Tabletten- oder Tropfenform.
Wie muss ich Schilddrüsenhormone einnehmen?
Der US-amerikanische Arzt Dr. John C. Lowe hat in zahlreichen Studien analysiert, wie Patienten ihre Schilddrüsenhormone einnehmen müssen, damit sie wirken. Er empfiehlt, die Hormone immer mindestens mit einer Stunde Abstand zum Essen einzunehmen.
Warum dieser Abstand zum Essen?
Das ist ganz einfach. Schilddrüsenhormone sind nichts anderes als Proteine. Und diese reagieren mit zahlreichen Bestandteilen, die du mit der Nahrung zu dir nimmst, wie Eisen oder Calcium. Diese Interaktionen können die Aufnahme der Schilddrüsenhormone beeinträchtigen.
Daher gilt auch: Schilddrüsenhormone am besten mit Leitungswasser zu sich nehmen. Einige Mineralwassersorten enthalten so viel Calcium, dass auch hier eine Interaktion mit den Schilddrüsenhormonen möglich ist.
Es ist daher wichtig auch bei der Einnahme der Schilddrüsenhormone einiges zu beachten. Nur so kann gewährleistet werden, dass dein Körper auch immer die gleiche Menge an Hormonen zugeführt bekommt. Und nur so kann ein Arzt beurteilen, welche Menge an Schilddrüsenhormonen du benötigst.
Eine ausführlichen Artikel zum Thema „Die richtige Einnahme von Schilddrüsenhormonen“ findest du hier.
Bei einigen Betroffenen lässt sich die Krankheit durch die alleinige Einnahme von Schilddrüsenhormonen gut in den Griff bekommen.
Aber was ist, wenn ich nicht zu den Glücklichen gehöre?
Viele Hashimoto-Patienten zeigen leider auch nach der richtigen Einstellung der Blutwerte durch Schilddrüsenhormone immer noch zahlreiche Symptome. Dadurch wird deutlich, dass es sich eben nicht nur um eine reine Erkrankung der Schilddrüse handelt.
Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung, also eine Erkrankung deines Immunsystems. Damit ist es eine Krankheit, die deinen ganzen Körper betrifft.
Eine Therapie in Form von Tabletten, die die Fehlregulation deines Immunsystems bekämpft, gibt es nicht. Auch Immunsupressiva wie Cortison zeigen bei der Hashimoto Thyreoditis keine Wirkung. Du bist also selbst gefragt!
Verstehe mich nicht falsch! Als Wissenschaftlerin bin ich natürlich eine Verfechterin der Schulmedizin. Die Einstellung deiner Schilddrüse durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen bildet natürlich die Basis um die Krankheit in den Griff zu bekommen. Aber du kannst so viel mehr tun, um dich endlich wieder wohl zu fühlen.
Bringe dein Immunsystem wieder in Balance!
Das Endlich-wieder-Ich Konzept beruht darauf dein Immunsystem durch bewusste Ernährung, Bewegung und seelisches Gleichgewicht wieder in Balance zu bringen. Damit entziehst du deiner Krankheit den Nährboden und kannst endlich wieder unbeschwert deinen Alltag bestreiten.
Unterstützen kannst du deinen Körper und dein Immunsystem durch die Einnahme von Antioxidantien. Welche das sind und wie du sie am besten Einnimmst, erfährst du hier.