Warum Sport und Bewegung für Morbus Basedow- und Hashimoto-Patienten so wichtig ist!

Schilddrüse Morbus Basedow Hashimoto Sport Bewegung

Sport und Bewegung sind für deinen Körper und für deinen Geist unerlässlich.

Das gilt natürlich nicht für diejenigen unter euch, die gerade an einer starken Schilddrüsenüberfunktion leiden. In dieser Phase ist ein absolutes Schonprogramm angesagt. Aber für alle anderen unter euch; Sport kann maßgeblich zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome beitragen.

Ich denke, viele von euch werden es kennen. Man steht morgens auf und fühlt sich, als wäre man in der Nacht von einem LKW überrollt worden. Jeder Muskel tut weh und von den ständigen Rückenschmerzen wollen wir erst gar nicht reden.

Ich wurde schon in sehr jungen Jahren sehr häufig von Muskelverspannungen und Rückenschmerzen heimgesucht. Damals konnte ich mir einfach nicht erklären, warum man sich als so junger Mensch (unter 20) schon mit solchen Problemen herumschlagen muss.

Rückblickend bin ich diesbezüglich wesentlich schlauer. Meine Probleme begannen relativ zeitgleich mit meiner Diagnose Morbus Basedow.

Aber was haben Rückenschmerzen mit einer Schilddrüsenfehlfunktion zu tun?

Allgemein gehören Muskel- und Rückenschmerzen sehr häufig zu den Symptomen sowohl einer Schilddrüsenunterfunktion als auch einer Schilddrüsenüberfunktion. Diese Tatsache wird allerdings nur von sehr wenigen Ärzten kommuniziert und Rückenschmerzen werden auch häufig nicht mit der Schilddrüse in Verbindung gebracht.

Auch ich habe damals bei meinen Muskelverspannungen nicht meine Schilddrüsenfehlfunktion als Ursache vermutet. Daher habe ich die Probleme bei meinem Endokrinologen auch nicht erwähnt, sondern ging mit meinen Rückenschmerzen zum Orthopäden. Dieser wusste natürlich nichts von meiner Krankheit Morbus Basedow. Daher blieben für mich die Muskelschmerzen ein Rätsel.

Ich denke, das ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, sich selbst über seine Krankheit und dessen Auswirkungen zu informieren.

Ärzte können nicht immer alle Zusammenhänge erkennen und verstehen. Also nutze Informationsquellen jeglicher Art um mehr über deine Krankheit und so auch mehr über dich und deinen Körper zu erfahren. Ich hoffe, mein Blog kann dir diesbezüglich auch etwas weiterhelfen.

Wie kommt es zu Muskelschmerzen und Verspannungen?

Bei Hashimoto-Patienten werden häufig Muskelschmerzen und sogar eine Muskelschwäche beobachtet. Die Muskelschwäche wird durch den im Allgemeinen verlangsamten Stoffwechsel verursacht. Sogar die Knochenqualität wird durch eine dauerhafte Schilddrüsenunterfunktion beeinträchtigt.

Aber Hashimoto ist eben nicht nur eine Schilddrüsenerkrankung. Es ist eine Autoimmunerkrankung, die deinen gesamten Körper und leider auch deine Muskulatur betrifft. So konnten beispielsweise bei Hashimoto-Patienten Autoantikörper festgestellt werden, die an bestimmte Bindegewebsfasern in der Muskulatur binden.

Damit können die Rücken- und Muskelschmerzen auch unabhängig von der Schwere der Schilddrüsenunterfunktion verlaufen. Auch wenn du gerade mit Schilddrüsenhormonen richtig eingestellt bist, können die Muskelprobleme bestehen bleiben, denn deine Autoimmunerkrankung bleibt aktiv.

Das Gleiche gilt für die Krankheit Morbus Basedow. Allgemein sind Muskelschmerzen auch Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion. Durch den dauerhaft erhöhten Stoffwechsel, versucht der Körper durch den Angriff und den Abbau der Muskulatur Energie zu gewinnen. Muskelverspannungen und Muskelschwäche sind die Folge.

Aber die Symptome können auch bestehen bleiben, selbst wenn die Schilddrüsenwerte richtig eingestellt sind. Bei mir blieben die Muskelschmerzen sogar nach der Entfernung meiner Schilddrüse durch eine Radiojodtherapie bestehen.

Woran liegt das?

Muskelschmerzen trotz richtig eingestellter Schilddrüse

Die bei der Krankheit Morbus Basedow gebildeten Autoantikörper binden eben nicht nur an den TSH-Rezeptor der Schilddrüse. Auch andere Gewebe haben TSH-Rezeptor-ähnliche Strukturen.

Sehr bekannt ist dieses Phänomen von der Augenerkrankung endokrine Orbitopathie. Durch die Anlagerung des Autoantikörpers TRAK an das Muskelgewebe hinterm Auge, kommt es häufig zu einer schweren Beeinträchtigung und einem Hervorstehen der Augen.

Aber auch andere Muskelpartien im Körper können vom TRAK-Antikörper angegriffen werden. Die Folge sind Muskelschmerzen, Muskelverspannungen und nicht selten endet das Ganze in chronischen Rückenschmerzen.

Noch einmal zur Erinnerung. Morbus Basedow und Hashimoto sind nicht heilbar. Aber man kann ihren Symptomen den Kampf ansagen. Leidest du also unter starken Muskel- und Rückenschmerzen können der richtige Sport und die richtige Bewegung deine Symptome deutlich lindern.

Durch die richtige Kombination aus Muskelaufbau und Muskelentspannung ist es mir gelungen (fast) ohne Rückenschmerzen durchs Leben zu gehen.

Dann war da noch die Sache mit den überflüssigen Pfunden…

Und für diejenigen unter uns, die zusätzlich ihrem Gewicht den Kampf ansagen wollen, Sport hat einen wahnsinnig tollen Nebeneffekt. Bewegung erhöht unseren Grundumsatz und reduziert unsere Fettdepots. Langfristig kommt es zusätzlich zum Aufbau von Muskelmasse. Muskeln verbrauchen wahnsinnig viel Energie, sodass du selbst im Sitzen deinen Fettpolstern an den Kragen gehst.

Sport ist zudem eine super Methode um einfach mal den Kopf frei zu bekommen. Nach 10 Stunden Arbeit im Labor kann nur eine Stunde Yoga für mich wahre Wunder bewirken. Es hilft mir abzuschalten, zu entspannen und den Stress des Tages abzulegen.

Also runter vom Sofa und werde aktiv! Integriere Sporteinheiten fest in deinen Alltag. Denn wie bei so vielen Dingen gilt auch beim Sport, es ist alles eine Sache der Gewohnheit. Plane feste Termine für deine Sporteinheiten in deinen Wochenplan ein. Nimm diese Einheiten so ernst, wie beispielsweise einen Arzttermin. Fange mit nur einer Einheit pro Woche an. Dann sind die Chancen groß, dass du das Sportprogramm auch dauerhaft durchhältst.

Ist Sport für dich dann irgendwann zur Gewohnheit geworden, darf es ruhig mehr als nur eine Einheit pro Woche sein.

 

 

 

 

 

 

7 Kommentare zu „Warum Sport und Bewegung für Morbus Basedow- und Hashimoto-Patienten so wichtig ist!“

  1. Elvira Göbert

    Dein Blog ist sehr aufschlussreich, da mir meist die Ärzte meine Fragen nicht wirklich beantworten. Ich habe Morbus Basedow und bin im Februar zum 3. Mal operiert worden, diesmal total. Trotzdem bleiben meine Muskelschmerzen, die ich vor allem im den Waden und Knien habe, ganz unabhängig von Bewegung. Welche Art von Sport betreibst du? Ich bin meist bei Bewegung sehr schnell ausser Atem und die Beine tun meist anfänglich besonders weh. Fahrradfahren habe ich aufgehört, weil es einfach nicht mehr ging, obwohl ich eine totale Radlerin war und immer mit dem Fahrrad unterwegs war.
    Wie bist du mit der Schwäche beim Sport umgegangen? Ich bin 64, das macht vielleicht noch einen kleinen Unterschied. Ich bin Tänzerin, aber selbst das fällt mir ungeheuer schwer, obwohl ich es so sehr liebe.

    Ich würde mich srhr über eine Antwort freuen.

    Liebe Grüße Elvira

    1. Hallo Elvira,

      ich freue mich sehr, dass dir mein Blog gefällt. In einer aktiven Schilddrüsenüberfunktion würde ich davon abraten den Körper mit starken sportlichen Belastungen zusätzlich zu strapazieren. Ansonsten ist das Thema Bewegung unglaublich wichtig und essentiell um die Ursachen der Krankheit Morbus Basedow zu bekämpfen. Ich selber tanze auch sehr viel und es tut mir sehr sehr leid, dass dir dieser Sport solche Probleme bereitet. Hast du das Wandern schonmal für dich ausprobiert? Ich selber finde es unglaublich entspannend und dennoch auf positive Art fordern für meinen Körper. Ein Wandertag in der Natur setzt mein Stresslevel immer wieder auf 0.

      Ganz liebe Grüße,

      Nicole von Endlich-wieder-Ich

  2. Hallo,

    mein aktueller ft4-Wert liegt bei 1,8. Darf ich trotzdem HIT, HIIT undTabata-Einheiten machen?
    Mir hilft das neben Yoga, Spazieren und Meditieren beim Entspannen und Runterkommen.

    Danke und Gruß
    Nina

    1. Hallo Nina,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Leider kann ich dir nicht alleine aufgrund der Angabe eines fT4-Wertes von 1,8 weiterhelfen.
      Das hat folgende Gründe:

      1) Jedes Labor bestimmt für die dort verwendete Messmethode einen Normbereich. Also einen Bereich indem ein „gesunder“ fT4-Wert liegen sollte. Dieser Normbereich ist allerdings von Labor zu Labor unterschiedlich. Daher wird in Laborberichten, meist in Klammern, ein Bereich angegeben, in dem sich der Wert bewegen sollte. Ich habe Laborberichte in denen der Normbereich für das Hormon fT4 bei 5,6-11 pg/ml liegt und andere in denen ein Normbereich von 0,9-1,7 ng/dl angegeben ist.

      2) Grundsätzlich darfst du alles machen, was dir und deinem Körper gut tut. Aus eigener Erfahrung kann ich allerdings nur davon abraten den Körper in Phasen einer akuten Schilddrüsenüberfunktion durch intensiven Sport noch mehr zu belasten.

      Ich wünsche Dir alles gute und pass gut auf dich auf!

      Deine Nicole von Endlich-wieder-Ich

  3. Waltraud Schroers

    Hallo, zur Zeit habe ich große Probleme mit dem Sehen. Das rechte Auge steht vor, das linke geht so eben. nach links schauen geht nicht, ich sehe doppelt und dreifach Bilder. die Lider sind müde und ich auch. Richtiges klares sehen ist nicht möglich. Die Schilddrüse spielt verrückt einmal Unter- einmal Überfunktion. Der Morbus Basedow schlägt richtig zu. Ich nehme seit 1,5 Jahren Carbimazol 10mmg.
    Manche Tage sind nicht zum aushalten. Beim Augenarzt habe ich alle 2 Monate Termine, oder zwischendurch wenn die Augen stark schmerzen. Ich hoffe so das ich wieder richtig sehen kann, wenn die Schilddrüse richtig eingestellt ist.

    1. Liebe Waltraud, ich bin seit März 2018 an Basedow erkrankt, im Juni 2018 begann akut über Nacht die endokrine Orbitopathie. Stark geschwollene Augen, unglaubliche Lichtempfindlichkeit, Schmerzen beim Bewegen der Augen- ich sass zum Schluss mit Sonnenbrille vorm Fernseher! zum Schluss war ich als einst recht ansehnliche Frau richtig entstellt mit Froschaugen, Blasen auf der Bindehaut usw. Auf massivem Drängen meinerseits bin ich in ein Orbitazentrum gegangen, die beste Entscheidung meines Lebens! Erst dirt wurde mir sprichwörtlich augenblicklich geholfen. Erst Kortisontherapie, dann Bestrahlungstherapie und schlussendlich die Dekompressionsoperationen. Ganz wieder hergestellt bin ich nicht, aber so kann ich mich akzeptieren. Mein Rat- ab ins nächste Orbitazentrum, denn leider kennen sich viele Augenärzte nur unzureichend mit der EO aus. Wünsche gute Besserung! aber es braucht Gedukd und einen langen Atem

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